Beiträge von Lupus

    Hallo Stefan, hallo Hans !


    Sehr interessant was Ihr da durchaus zusammenpassend zum Palú-Thema bringt.


    Zur Wasserkugel: Der Trick, mit der Wasserkugel fliegenzufischen ist schon sehr sehr alt (aus heutiger Sicht), und zwar wird er schon 1971/72 besonders von dem älteren Anglern noch hochbekannten Autor Eckehard Wiederholz (Angelpraxis in Bildern, Angeltricks ) beschrieben. Sein Artikel im Fisch-Und-Fang "Da hilft nur die Wasserkugel" ist Legende.


    Nur: Ich hatte es als 13-jähriger mal ausprobiert, weil ich damals noch nicht fliegenfischte (mit 16 bekam ich dann meine erste Fliegenrute). Das Ergebnis war damals an einem gut besetzten Salmonidenwasser (wo damals auch nur Fliege erlaubt war, Wasserkugel aber geduldet war) ein exakter Vollschneider, weil keine vernüftige Forelle oder Äsche nicht sofort das Weite sucht, wenn da die Wasserkugel reinplumpst.


    Zum "erweiterten" Fliegenfischen wie es Hans so trefflich und auch selbstironisch beschreibt:
    Ja, das Cseh-Nymphing ist eines davon, und wenn beim Fliegenfischen ein dicker fetter Bissanzeiger zwischen Hauptschnur und Nymphe "trohnt", dann ist es für mich auch eher ein Stoppelfischen.


    Bei mir ist vielleicht der Drang, beim Fliegenfischen wirklich nur am liebsten sehr sehr klassisch zu fischen damit verbunden, dass ich ja dreigeteilt bin: Ich liebe Ansitz auf Friedfisch, ich liebe Blinkern auf Räuber, ich liebe Fliegenfischen auf Salmoniden.


    Das heißt, dass ich keine Crossovers mache, denn will ich auf Karpfen, dann will ich SITZEN und auf den SChwimmer oder auf´s Ringerl schauen, und nicht die Karpfen womöglich auf der Pirsch oder "modern" mit der "Maisfliege" fangen.


    Will ich einen Hecht oder Zander, dann will ich die Spinnrute werfen und die Rolle kurbeln (obwohl das mit meiner eingeschränkten linken schwer ist) und es soll sich der Räuber auf den Spinnköder stürzen.


    Will ich aber auf Forelle und Äsche fischen, dann will ich nur, aber wirklich nur, gradlinig ohne "crossover" fliegenfischen.

    Hallo STefan !


    Nun, die Palú Methode ist schon ein reguläres Fliegenfischen mit Fliegenrute und Fliegenrolle.


    Das, was Du "Stopperl" nennst, ist in diesem Fall eine bauchige oft mit SChaumstoff oberflächenschwimmfest gemachte "Trockenfliege", die gleichzeitig auch darunter die Nymphe im gerade festgestellten Abstand trägt.


    Dort wo 2 Fliegen bzw. 2 Haken erlaubt sind, kann diese Schwimm"trockenfliege" auch mit Haken versehen sein und ein steigender Fisch schnappt die eben dann.


    Sonst hat sie nur die Funktion des Tragens der Nymphe und durch die Wellenbewegungen "schaukelt" sie verlockend und wirkt lebend und zieht die Fische an.


    Wo allerdings eine ganz scharfe Rausche ist, wird das nicht gehen, denn sonst "hupft" die Nymphe drunter "wia a Gaasbock", wie einer meiner Vereinskollegen schmunzelnd beim Vereinsabend zu erzählen pflegte.


    An Classic - Revieren, wo allerdings kein "Bissanzeiger" bzw. nur einer der durch die Schnurringe geht, verwendet werden darf, wird man damit wohl bei Kontrollen Probleme bekommen, weshalb man sich vorher überzeugen muss.


    Man kann sich allerdings auf der hp von denen gut einlesen und sieht auch die Bilder von den Nymphen und Schwimmfliegen.


    Da ich kein Kenner dieser Methode bin und das nur vom Zusehen und Vereinsplauderein und von den Vorstellungen in der ARbeiterfischerzeitung kenne, sind meine Infos bestenfalls aus "dritter Hand" ;)

    Zitat

    Original von dryfly
    Ich kenne diese Methode nur vom Hörensagen. Sie ist aber mit Sicherheit sehr erfolgreich.


    In welchem Staat wird das staatlich geprüft? Italien? Was es alles gibt.......
    LG, Peter


    Es kann sein, dass hier bei mir der Amtsschimmel durchgewiehert hat, lieber Peter, und auch dass das "staatlich geprüft" eine feine Ironie enthält.
    Der Wahrheit zuliebe glaube ich heißt es richtig "zertifizierter" Palú Instruktor, und das Zertifikat wird wohl dann sicher von der Institution Palú selber kommen.


    Jedenfalls wurde im Arbeiter-Fischblattl schon zweimal von dem bemerkenswerten und sehr symphatischen hünenhaften Herrn Doktor berichtet, wie gesagt, ich kenn ihn recht gut, nur die Salü-Palü-Methode (Wortverschandlung á la Lupus.....sorry) wäre jetzt nicht so mein´s. Da bin ich wohl eine zu altbackenerne Semmel :lach:

    Hallo Freunde !



    Ich muss vorrausschicken, in allen Angelsparten eher ein hausbackener Typ zu sein, der - mit vernünftiger Eingliederung von zweckmäßigen Innovationen - doch im Grunde genommen am liebsten sehr traditionell und klassisch fischt, und zwar sei es beim Friedfischangeln gemütlich mit Stoppel oder "Ringerl", sei es beim Raubfischspinnen ganz altbacken mit einem Metall-Löffel oder Holzwobbler, sei es beim Fliegenfischen eben auch ganz klassisch mit am liebsten Trockenfliege....


    In der Fischerzeitung von den Arbeitern, die seit ein paar Jahren ein bissl in Richtung Hochglanzblattln aufgemotzt wurde, wurde jetzt für das Fliegenfischen die Palú Methode vorgestellt.


    Für die die es nicht wissen, sie können es nachlesen bei "Francesco Palú" oder "Palú Flyfisching". Ist eine gewisse Legende aus Friaul mit einer eigenen Methode, wo die Nymphe soweit ich weiß mit Hilfe einer bauchigen "Schwimmtrockenfliege" angeboten wird, und wo man diese längenmäßig variabel fix verstellbare Teleskopfliegenrute nimmt.


    Es soll gar nicht leicht sein, und mit dem Spezialisten, der in dem Artikel beschrieben wird, habe ich sogar die Ehre, per Du sein zu dürfen (selber Angelverein). Dort praktizieren er und noch ein Freund diese Methode schon seit Jahren. Der genannte Protagonist, ein sehr bedeutender Wiener Facharzt, den duzen zu dürfen ich die Ehre habe, ist sogar staatlich geprüfter Instruktor für die Palú Methode (ich hatte bis vor 10 Jahren nicht mal gewusst, was das ist, ich verband es mit Salü Palü, aber dass es dafür sogar Instruktoren gibt, wußte ich auch nicht).


    Ich selber hab es nie ausprobiert, mir persönlich taugt´s schon optisch irgendwie nicht so, wenn da die Nymphe quasi mit einem schwimmenden Bissanzeiger wie beim Stoppelfischen angeboten wird, obwohl es sicher fängig ist, aber ich muss mir beim Fliegenfischen irgendwie was traditionell salzkammergutmäßiges vorstellen, wo keine Bissanzeiger und keine Schwimmhilfen und keine Teleskopruten dazu passen.


    Was haltet Ihr davon?

    Ah jetzt kapier ich erst was der Peter meinte mit kein passendes Häferl dazu.


    Ich hab mir ehrlich gesagt den Link nur überflogen, und auch jetzt sagen wir mal gelinde so "ned gaunz verstanden" :lach:.


    I hob dacht, des is so ein lieber kleiner Wasserkocher, nur halt mir irgendeinem revoluzzerischen Namen was mit Plasma oder so, damit er sich besser verkauft und sich die Leut denken ah wieder was Neues.... :lach:

    Hallo Peter !


    Ja, natürlich rückt bei einem längeren Ansitz die Frage der Verpflegung näher ran.


    Schlecht ist es sicher nicht für das, was Du schnell zubereiten willst.


    Aber persönlich würde ich es aus mehreren Gründen nicht brauchen:


    Sitze ich an, so nie "lange Wochenende", sondern mal paar Stunden vom Spätnachmittag bis Einbruch der Dunkelheit oder so. Oder wenn ich es in der Früh schaff, dann eben die ersten paar Morgenstunden, und spätestens um 9 bin ich weg.


    Warme Getränke brauch ich nur in der kalten Jahreszeit, dann nehm ich eine Thermos Kaffee oder wer Tee mag, dann Tee mit.
    Sonst schwöre ich auf nicht zu kaltes Mineral ohne Kohlensäure, da hab ich paar Flascherln mit.
    Und beim Essen schmeckts mir besser nach dem Ansitz daheim, als wenn ich mein Essen mit Fliegen, Wespen, Bremsen, Gelsen, Mäusen etc. teilen muss :lach: :lach: :lach: :lach:

    Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass Wildfische eher mit den Gegebenheiten fertigwerden und sich zu einem gewissen Grad anpassen können.


    Rosig ist es natürlich nicht und beschönigen möchte ich auch nichts.


    Aber wirkliche Ausfälle sind natürlich garantiert, wenn fangfrisch Besatzware als Otterfutter eingebracht wird.


    Ich glaube mich aus der Vergangenheit an eine Diskussion erinnern zu können, wo als Paradebeispiel ein vom Norden her in die Donau einmündender kleiner Fluss erwähnt wurde, wo die Lizenzvergeber Riesenbatzen Rebos einsetzten, damit der TK-ler seinen PB aufstellen kann. Dann kamen die Otter und die holen sich selbst wenn sie nicht hungrig sind, vielleicht aus einer 65cm Rebo den Leckerbissen raus, so wie satte Grizzlys dann nur mehr den Rogen von den Lachsen fressen....


    Und schon hat sich das Großrebo-Besatzprojekt nicht mehr gelohnt.


    Aber die kleinen schlauen Nord-Donau-Bachforellchen, die lernen schnell und auch "unser Bernsteinwasser" wo der Otter sehr präsent ist, hat einen ausgezeichneten Besatz an diesen kleinen Ur-Forellen ;), die wir dort soooo lieben.

    Zitat

    Original von strikerhoffi
    Danke Simon für die Tipps §!


    Den ersten Aitel wird eh mein Freund probieren .. da werde ich dann eh sehen, was abgeht :lach: :D


    Ahaaaaa ertappt :lach:
    Der König hat seine Giftschmecker :lach:
    (in alten Zeiten waren das die Vorkoster, damit königliche Hoheit gefahrlos essen können).


    Du kannst es aber auch so machen wie der Berliner, der sich die Karpfen und Zander selber behielt und die Brassen und Döbel dem benachbarten Rentnerehepaar "schenkte" mit der trockenen Bemerkung: Wenn sie Rentner sind, haben sie genug Zeit zum in den Gräten herumzupuhlen..... :lach:

    hm, also als Jungs haben wir sie manchmal als Steckerlfisch über´m Lagerfeuer gemacht. Erst geschröpft, dann gewürzt, und dann drüber gehalten und hat gut geschmeckt.


    Ist dieses STeckerfisch nicht eh sowas ähnliches wie räuchern, nein eigentlich eher nicht, so ein Mittelding zw. Räuchern und Grillen, also ich tät sagen, räuchern kann man den ohne Bedenken.

    Zitat

    Original von wurliwurm
    Ich habe leider am Ende meiner ersten Anglerkarriere meine Hardy Karpfenruten und meine Cardinal 66 und 77 Rollen verkauft, die ich mir von meinem damaligen Lehrlingsgehalt zusammen gespart hatte.


    Auch Du mein Sohn Brutus ?


    Nun, meine beiden Cardinal 66, verkauft um als 20-jähriger einer Frau zu imponieren, aber das steht ja in meinem Buch in einer ur-langen Geschichte.


    Und bei den Hardy´s hatte ich ein "ungleiches Paar" (war das nicht mal ne Fernsehserie ?) und zwar eine Hardy Carp und eine Hardy Avon, und die Hardy Carp habe ich verkauft, und die Avon habe ich noch immer und fische noch immer.


    Und ebenfalls wahre Goldstücke sind für mich 2 Hohlglasruten von der Firma Rössler (damals noch Schönbrunnerstraße , die R522 (2,70 lang, 50g Wg) ist meine Hechtspinnrute, und die R538 (3m lang und 40g Wg) ist meine kürzere mittelstarke Uferrute für Schleien, aber auch Karpfen).


    Die beiden Dixi-Lollen brauch ich gar nicht erwähnen.


    Und last not least etwas Neueres: eine Orvis Superfine #3er mit dazupassender goldener Orvis Mittelkernrolle sind Heiligtümer, weil sie mir von meiner Frau mal zu Weihnachten geschenkt wurden.

    Zitat

    Original von Toni


    Habe auch als Jugendlicher oft von der guten Qualität dieser Rollen gehört, und habe sogar auch die eine oder andere besessen, wenngleich auch ein Nachfolgemodell wenn ich nicht irre! Meine, die wäre rot gewesen?


    Hallo Toni !


    Es gab irgendwann auch eine Serie, wo sie rot waren. Ich hab ein oder zweimal eine rote gesehen.
    Allerdings können das keine Nachfolgemodelle der auf meinen Fangbildern abgebildeten Rolle sein, denn diese beige-braune (mit Rücklaufsperre) ist von der letzten Erzeugungsserie, mit Rücklaufsperre. Sie wurde bis 1973 produziert (2 Größen).
    Die Firma erzeuge vielseitiges Angelgerät vorwiegend das Metallene, also eben neben der Trixirolle auch Rutenhalter, Stahlvorfächer und Blinker (von denen ich einige heute noch habe und verwende) .


    Das Stahlvorfach wurde damals sogar einmal in "Fisch und Fang" vorgestellt, denn es war für damalige Begriffe sehr dünn und in brauner Farbe, während damals die meisten Stahlvorfächer noch silbrig und knick- und kringelanfällig waren.


    Eigentlich war es sehr ähnlich wie jenes dünne braune Stahlvorfach, welches ich jetzt immer von MH-Tackle beziehe.

    Zitat

    Original von miguelefue


    und wennst die A. Karte gezogen hast- war man die damals böse Sowjetunion oder DDR. Lach die Länder gibts so alle gar nimmer...ich werde doch alt.


    Hahahahaha! :lach: :lach: :lach: :lach: :lach: :lach:


    Also Du auch mit Ländern die´s gar nicht mehr gibt. Dabei bist Du eine Generation später, aber Sowjetunion herrlich ! Für uns waren das immer die, die stinksauer sind, weil die Amis als erste am Mond waren, und sonst assoziierten die meisten Russland mit "Ivan Rebroff" obwohl der gar ka Ruß war, verückt was ?

    Hallo Bernhard !


    Das freut mich sehr, dass ich Dich zu dieser entzückenden Geschichte inspirieren konnte.


    Also von einem Teich mit Lautsprecher und Fischen von 6-9 habe ich noch nie gehört. Das ist ja fast so wie früher bei uns in den 60er Jahren in Unter St. Veith der "Blauweiß-Tennisplatz", wo im Winter Wasser drüber gspritzt wurde, und dann war´s ein Eislaufplatz.
    Eislaufen bei Schlagermusik aus den 60ern ("Ich will ´nen Cooowwwwboy als Mann" usw. ) , bis der Lautsprecher tönte, "Eislaufen einstellen !!!!"


    Aber am berührendsten finde ich die Geschichte mit der Schecksbier-Rute. Du sagst, die war blau ? Es gab da jedenfalls um 1970 zwei Vollglas-Spinnruten von Schecksbier, die blaue "Spinnrute 1412" mit 180cm und ca. 30g Wg, und die rote "Spinnrute 1413" mit ca fuffzig Gramm wg.


    Es kann sein, dass Du die 1412er oder ein Nachfolgemodell davon gehabt hast. Ich hab die 1413er noch ! Sie war meine erste "Hechtangel" (komisch, als Kinder oder als Erwachsener Laie sagen viel zur Rute nicht Rute sondern "die Angel", zumindest war es zu meiner Zeit so.


    Lustig auch die Begegnung mit dem Halbstarken mit Flinserl im Ohr. Das war damals wohl wirklich noch selten.
    Lieber Bernhard, Du bist ja 10 Jahre jünger als ich, aber die Halbstarken als Kinderschrecks gab es wohl immer.


    Zu meiner Zeit, wenn einer die Haare nur bissl über die Ohren hatte, wurde er von der älteren Generation als "a Gammler" oder "a Schlurf" bezeichnet. Und wenn ein "Langhaariger" beim Fleischhauer eine Wurschtsemmel kaufen wollte, na seawas, da war dann eisige Stimmung von den "rechtschaffenen Bürgern"

    Hallo Freunde !


    Als ich letzte Woche beschaulich (und dann auch erfolgreich!) an einem herrlichen Frühlingsabend auf Schleien ansaß, kam in der Dämmerung, wo die Gedanken immer zu wandern beginnen, und auch beglückt über einen gelungenen schönen Fang, erinnerte ich mich an folgende lustige Begebenheit meiner Kindheit.


    Ich hoffe, diese Geschichte wird Euch so gefallen wie auch frühere, und ich lade auch gerne die eher schreibfaulen Freunde ein, wenn es ihnen gefällt, ein kurzes kleines Statement abzugeben, würde mich sehr sehr freuen !


    Nun denn:


    Ich habe ja schon einige Male hier im Forum jene Stationärrolle erwähnt, die der Klassiker früherer Anglergenerationen war:

    Die Trixi-Stationärrolle ist ein österreichisches Erzeugnis längst vergangener Jahrzehnte. Nach heutigen Begriffen sieht sie ziemlich klobig aus, aber sie war und ist für manche (zum Beispiel meine Wenigkeit) sogar noch die langlebigste und robusteste Rolle überhaupt.

    Wobei ich jedesmal erstaunt noch bin, wie gut sich die Bremse einstellen läßt.


    Als ich in Kinderjahren meine erste „Angel“ stolz mein eigen nannte, war dies eine kleine Vollglasrute mit einer Billig-Stationärrolle von Daiwa. Damit fing ich von einem Steg meine ersten Rotaugen, Rotfedern und kleinere Brassen.


    Ein älterer Angler kam vorbei und schnarrte mich in der typisch bärbeißigen Art der damaligen Zeit an:


    „mit dem Scheißdreck-Zeugl wirst nie an anständigen Fisch fangen, für an Kaaarpf braucht ma a Trixirolln und a 35er Perüü“


    Und ich sah seine honiggelbe Hohlglasrute mit besagter Trixirolle.
    Seitdem war mein einziger Wunsch, eine „Trixirolle mit 35er Perüü“ zu besitzen. Der heute von mir und manchen Fischern meiner Generation noch gebräuchliche Ausruck Perüü kommt von der damaligen Monofilschnurmarke „Peryl“ und egal ob es eine Schnur von einer anderen Firma wie Abulon, Damyl, Dederon, Platil, Tortue oder was war, jeder Wiener sagte zur Schnur „das Perüü“.


    Zu einer Zeit, als ich noch halb „werdener Angler, halb spielendes Kind“ war, bestanden natürlich die wunderbaren Ferien und Wochenenden nicht nur aus meinen ersten zarten anglerischen Gehversuchen , sondern aus Völkerball, Abschießen, Räuber und Schandi, und bei Regenwetter Menschärgeredichnicht.


    Uns Kindern wurde NIE FAD ! Wir brauchten keine Videospiele, keinen Fernseher , sondern nur flinke Beine, viel Phantasie und Unternehmungslust ! Nur eine Familie im Dorf hatte einen Fernseher und als die erste Mondlandung 1969 war, war bei der Fernsehbesitzerfamilie das ganze Dorf im Wohnzimmer versammelt.


    Wir Kinder so im Alter zwischen 8 und 11 hatten als Lieblingsspiel das berühmte „Abschießen“, wo einer in der Mitte steht und die anderen müssen ihn treffen. Wahrscheinlich war dieses Spiel eine Sparversion von „Völkerball“, wenn man nicht die nötige Mannschaft beisammen hat.
    Jedenfalls war der Hauptreiz dieses Spieles, sich durch diverse Finten wie Springen und Ducken oder gar den scharfen Ball abfangen möglichst lange „unabgeschossen“ im „Schussfeld“ zu bleiben.

    Kindlicher Erfindungsgeist kennt keine Grenzen, und so beschränkte sich das „Abschießen“ (auch Ab-Werfen oder Ab-Schmeissen genannt damals) nicht nur auf den „Sport“, denn von unserer Phantasie beflügelt stellten wir uns vor, selber bedeutende Persönlichkeiten aus diversen exotischen Ländern zu sein, die hier einen internationalen Wettkampf mit hochwertigen Preisen abhalten.


    „Sagen wir ich bin der Graf Kuno von Kummerbund aus Deutsch-Südwestafrika und Du bist der Herr Jupp van der Fiek von den Niederländischen Antillen und sagen wir wir machen ein Ländermatch und der der gewinnt bekommt einen Preis und sagen wir, er kann sich den Preis selber aussuchen und sagen wir, er bekommt dann den Preis……..“


    So „erfanden“ wir für uns alle blumenreiche Namen, mit Provenienz aus Ländern, die wir am alten Schulatlas der Eltern in der Bibliothek in der „großen Stube“ entdeckt hatten und dann fand „das Ländermatch“ statt. Preisträger wurde der Bub oder das Mädchen, welches sich am längsten im Mittelfeld behaupten konnte, ohne abgeschossen zu werden, was wir mit einer Stoppuhr kontrollierten.


    So kämpfte „Graf Hanno von Kummerbund aus Deutsch-Südwestafrika“ gegen „Herrn Jupp van der Fiek von den Niederländischen Antillen“, „Missis Sarah Hampstenewampston aus Britisch Kolumbien gegen „Missis Annette Van der Grotte aus Belgisch Kongo“ und so weiter und so weiter.

    Der „Gewinner“ oder die „Gewinnerin“ konnte sich einen Preis wünschen, und auch das nur in der Phantasie, etwa „einen Porsche oder Jaguar, ein Haus am Meer, ein Schloss mit dutzenden Dienern, einen Privathubschrauber, einen Koffer voll Geld, usw usw……..


    Der „Schiedsrichter“ fragte einfach den Gewinner nach dem Wunschpreis.
    Und so ging es weiter ad infinitum, jeder Bub, jedes Mädchen kam dran, äußerte einen Wunsch, der „Schiedsrichter“ antwortete: „Klar, kein Problem, können wir organisieren, Applaus für den Sieger….“


    Als ich „gewann“ und gefragt wurde, was ich mir als Hauptpreis wünsche, sagte ich nicht etwa Porsche oder Jaguar oder Hubschrauber oder Kaffeeplantage, sondern:


    „A TRIXIROLL´N MIT AN 35er PERÜÜ“.


    Kinder der damaligen Zeit waren sehr offen für alles, und die Tatsache, dass ich hier erst erklären musste, dass es sich um eine Angelrolle handelt, mit der man die ganz großen Fische fangen kann, machte mich nur interessanter, denn Fischen am See war fast ein Volkssport und Gruppenabenteuer, bei dem die ganze Kinderhorde ausrückte. Ein paar von den Burschen hatten je nach Großzügigkeit der Eltern eine Angel, sei es tatsächlich eine kleine Vollglasrute mit einer Rolle, sei es ein Bambusstecken mit einem Stück Schnur und einem Haken daran, andere wieder nur ein Schmetterlingsnetz, mit dem sie hinter den Elritzenschwärmen hinterherjagten. Vom Würmersuchen bis zum Kübel mit Wasser mit den gefangenen Elritzerln und Lauberln tragen war alles organisiert, und eine „wichtige“ Aufgabe war auch das kräftige Verarschen ortsunkundiger Touristen. Unsere Bestleistung in dieser Hinsicht war, als wir einmal einen auf Brot gefangenen fetten „Selbstmörderdöbel“ um 20 Schilling als „Forelle“ an einen unwissenden Piefke verkauften…….


    Zurück zur „WM in der Disziplin Abschießen/Abschmeissen/Abwerfen“ und den Preisverleihungen:


    Mein Spruch „a Trixirolln mit aan 35er Perüü“ machte Schule und fast jeder wünschte sich ab dem Zeitpunkt bei der Preisverleihung eben „a Trixirolln mit aaan 35er Perüü“.


    Wir Kinder hatten aber eine besonders gute Eigenschaft, nämlich einen kollektiven väterlichen oder mütterlichen Beschützerinstinkt für die Kleinsten unter uns. Die Kleinste in unserer Runde war ein aufgewecktes vierjähriges Mäderln mit großen dunklen Augen und dunklem Haar, angezogen wie alle Mädchen egal ob Kleinkind oder Teenager im unverwüstlichen Alltagsdirndl. Lederhose bei den Buben, Dirndl bei den Mädchen. Bei kaltem und regnerischen Wetter (häufig im Salzkammergut) einfach mit dem berühmten „Wetterfleck“ aus Loden und den berühmten schwarzen Einheitsgummistiefeln“ kombiniert.


    Diese Kleinste in unserer Runde war unser Maskottchen. Sie war bei allem, was wir taten dabei, und um sie nicht zu überfordern oder zu langweilen, mussten wir sie entsprechend in unsere Spiele einbinden und den Spielvorgang an sie „adaptieren“.


    Beim „Abschießen“, wenn sie in der Mitte stand, warfen wir nur sanfte Bälle und eher über sie drüber, damit sie sich freut, dass wir sie nicht treffen, und wenn man selber in der Mitte stand, tat man gut daran, irgendwann einfach in den von ihr mit ihren linkischen kleinen Händen geworfenen Ball einfach hineinzurennen und zu sagen „ooooh jeee, jetzt bin ich getroffen worden“.


    Als sie nun bei unserer WM an die Reihe kam, erklärten wir ihr:
    „schau, wir sagen jetzt, Du bist die Prinzessin von Spanisch Sahara und kämpfst gegen die Contessa von Italienisch-Somaliland“
    Die Kleine grinste ganz strahlend. Sie hatte soweit verstanden, dass sie jetzt eine Prinzessin ist und eine wichtige Rolle in unseren Spielen bekommen hat.


    Und wir warfen und warfen, hoch über sie hinweg, mit Ausrufen wie „oh so ein Mist, wieder nicht getroffen, oooh, die kann man gar nicht treffen, die ist viiiiiel zu flink, und wenn sie trotz aller Behütungsmaßnahmen doch am Ball ankam und selber jammerte, sie sei jetzt doch getroffen worden, wurde ihr gleich versichert, dass dem nicht so sei, denn der Schuss war ein Foul, also gilt er nicht…….


    Und dann Hurraa !!!!
    Preisverleihung.


    Unsere Siegerin ist unsere Prinzessin von Spanisch Sahara. Frau Prinzessin, was für einen Preis wünschen Sie sich ?
    Und sie grinste ganz verschmitzt und begann sich herumzuwinden, so wie es oft kleine Kinder machen, wenn sie hart am nachdenken sind, und dann sagte sie:


    „A DIXI LOLLE UND DREI, FÜNF PÜREE“ (Trixirolle und fünfunddreissiger Peryl !!!!!)


    Noch heute, 50 Jahre später muss ich immer lachen, wenn ich in einem Anflug von Nostalgie meine altehrwürdige Trixirolle für einen Fischausflug mitnehme. Und Hand auf´s Herz: Für ufernahes Posenfischen ist sie mir in Kombination mit der ebenfalls hochbetagten gelben Hohlglasrute gerade in der Zeit des Hochfrühlings sehr gelegen, denn für leichte Matchruten ist der Wasserpflanzenwuchs schon zu stark, und für richtige Carp-Ruten und Rollen warte ich noch, bis wirkliches Starkfischen notwendig ist.


    So erfüllt die „Dixi-Lolle mit dem Pürree“ (Trixirolle mit Peryl) nach wie vor immer wieder mal ihre Dienste und ist auf dem einen oder anderen Fangfoto von mir abgebildet.

    Sollte ich jemals im wahren Leben Audienz bei der Prinzessin von Spanisch-Sahara bekommen, überreiche ich ihr als Gastgeschenk aus Österreich eine Trixirolle mit 35er Peryl, und eine Packung Dixi (Traubenzucker) und ein Packl Pürree, falls es Sprachbarrieren geben sollte, denn mein Spanisch-Sahara-hirisch ist nicht so perfekt und ihr Wienerisch wird auch nicht besser sein…….


    Als Abschluss Stimmungsbilder:
    2 Fangbilder mit der alten Trixirolle in action.
    1 Reservetrixirolle, die ich wohl als Gastgeschenk für die Prinzessin von Spanisch-Sahara bei gewährter Audienz überreichen werde.
    1 Dixi-Traubenzucker und 1 Pürree, falls es Verständigungsschwierigkeiten geben sollte.



    Nachtrag: Ich bin ja kein Klassik-Nerd wie jeder weiß, aber der Bernhard oder sonst welche noch hier werden Dir bestätigen, dass "Die Dritte" so klingt, wie wenn einer von den klassischen Meistern ne Symphonie oder was geschrieben hat. Aus der Schui glaub ich weiss ich noch, dass die "Dritte" von Beethoven "Eroica" hieß, also was mit Helden.
    Daher nenne ich ab sofort Deine Dritte Rute die "Eroica" für den neuen Held am Firmament der Rutenbauer.

    Hallo Ernst !


    Jetzt weiß ich, warum mir diese Rute besonders gefällt, weil der Ercan gesagt hat, sie ist vom Stil her bissl oldschoolmäßig.


    Ich sag ja, eine wirkliche Schönheit. Mir gefällt auch die Griffform, ich mag Griffe die so aussehen vorne, ist eine gute Abstütze für den Daumen.


    Für mich ist ja schleierhaft, wie man etwas selber machen kann, und es sieht aus wie die beste Luxusware aus dem Angelgeschäft (bitte das als hohes Kompliment auffassen) .


    Bei mir tät einen Eigenbau-Rute so aussehen wie wenn ein 8-jähriges Kind einen Haselnussstecken abschneidet, oben biss eine Kerbe reinmacht und dort ein Stückl Schnur mit einem Wäscheleinenknoten anbindet :lach:


    Zum Thema Eigenbau noch: Als Bua kannte ich diesen Begriff ja noch nicht, aber ich war, was ich heute nicht mehr bin, ein richtiger Angelmarken-Freak und wollte immer wissen ob eine Rute eine DAM oder ABU oder Schecks-Bier (Shakespeare) ist, und mal sah ich bei nem Deutschen ne schöne Rute und fragte ihn, welche Marke und er sagte:


    Eijenbau


    Ich hatte nicht verstanden, dass das heißt "selbstg´macht" und dachte eine neue Firma, "Eisenbau" oder "Eisenhower" oder irgendwie so......

    Naja, mir gehts da wie dem Peter, ich lese weder Standard, noch spiele ich andere Spiele als Menschärgeredichnicht, das dafür aber mit Leidenschaft :lach:


    Deshalb habe ich keine keine Ahnung was far cry ist, und aus einem Leserbrief im Standard ausgerechnet würde ich nicht unbedingt gleich auf militante Anglergegner schließen, die unsere Ruten zerbrechen oder unsere Reifen aufschlitzen......,

    Danke für Eure zahlreichen Antworten.


    Ja, unser Bernhard ist ein richtiger Spezialist im Fischessen, und freut mich, dass auch der Karpfen da so gut wegkommt.


    Ich selber hatte Meeresfische überhaupt nicht erwähnt, weil ich einfach nur selbstgefangene Fische esse, aber so ein Bild von einem selbstgefangenen Wolfsbarsch und das sieht schon sehr lecker aus. Nur würde ich mir keine Meeresfische von irgendwo "einfliegen" lassen.


    In meiner Kindheit, als man Nahrungsmittel noch viel weniger importierte, gab es ja Meeresfisch nur als Rollmops oder Dose Ölsardine oder den berüchtigten "Stockfisch". Da ich weder sauer eingelegtes, noch öliges in Konserven noch sonst was was mir nicht schmeckt esse, schieden somit Meeresfische schon damals für mich völlig aus.