Hechtbesatz sinnvoll?

  • weil wir ja in div. anderen Themen schon begonnen haben über die schmalbrüstigen Hechte die ein paar von uns gefangen haben zu diskutieren, möchte ich ein eigenes Thema aufmachen


    ich glaube nämlich nicht, dass diese Hungerhaken irgend eine Krankheit oder einen Parasiten haben ... ich denke es handelt sich hier um gestresste Satzhechte


    diese Besatzfische stehen in Konkurrenz zur alteingesessenen Population ... und das nicht nur auf die Futterfische bezogen ... denn auch Unterstände sind in diesen typischen Schottergruben sehr, sehr rar ... also Stress pur für die "Neuankömmlinge" ... noch dazu haben diese beiden erwähnten Teiche meiner Meinung nach auch ein "Welsproblem" ... alle dieser dürren Hechte hatten die typischen Male eines entgangenen Welsangriffes ... nochmal ein zusätzlicher Stressfaktor


    das ist meine persönliche Interpretation bzgl. der Hungerhechte die ich dort gefangen habe


    und obwohl ich begeisterter Spinnfischer bin und der Hecht da zu meinem Lieblingsgegner zählt, bin ich der Meinung, dass Hechtbesatz an sich "kontraproduktiv" ist ... man sagt und hört immer die Stichworte "frisches Blut einbringen" ... die "Population stützen" ... etc.


    eigentlich vollkommen unnötig, weil man mit Hechbesatz nur "Futterfische" einbringt und noch dazu das Risiko eingeht sich eine Krankheit einzuschleppen die den Altbestand gefährden kann


    wenn die Bedingungen in einem Gewässer stimmen wird sich der Hecht von selbst vermehren und einen guten Bestand aufbauen ... wenn die Bedingungen in einem Gewässer nicht stimmen wird man das auch durch Besatz-Maßnahmen nicht verändert ;) ... dann gehört der Hecht halt nicht in das Gewässer ... ergo ... wenn man Hechte im Gewässer haben will muss man die Bedingungen dazu schaffen (Unterstände, Strukturen, Laichmöglichkeiten, ....etc. ) ... und man muss dem Ganzen Zeit geben sich zu entwickeln (Raubfischverbot bzw. Entnahmeverbot) -> wo sich die Katze wieder in den Schwanz beißt und Bewirtschafter und Angler wieder verschiedene Interessen haben werden ;)


    hier auch noch ein Artikel, der auf eine Studie verweist die in diese Richtung geht


    Quelle: Spiegel online


    http://www.spiegel.de/wissensc…gen-fischen-a-995861.html

    LG
    Reinhard


    "Wenn der Lebensraum ausreichend ist, dann wächst jedes Jahr zu, und wenn man das mäßig und bescheiden nutzen will, dann reicht das."


    Stefan Guttmann

  • Servus Reinhard


    Ich schließe mich deiner Analyse vollinhaltlich an. Ich bin der Ansicht das die fehlende Unterstände in Form von dichten Unterwasserpflanzen, See-oder Teichrosen sowie fehlendem Totholz das größte Problem für die Hechte (die Alten und die Neuen) darstellt. In einem gut zugewachsenen Gewässer gibt es üblicherweise auch keinen Futterfischmangel und die Hechte sind meist gut genährt.


    Leider wird hier in den meisten Gewässer zuviel in Richting leichtes und "ertragreiches" Karpfenfischen getan und da bleiben die Rahmenbedingungen gerade für die Hechte auf der Strecke. Ich bin z.B. sehr froh das unser gemeinsames Altwasser sehr stark zugewachsen ist und deshalb ein sehr gutes Hechtrevier ist. Es könnte noch besser sein wenn man wie die Badener es recht schlau machen auf widerhakenlosen Einzelhaken umstellen würde und gleichzeitig die Entnahmezahlen nach unten korrigieren würde. Interessaanterweise ist aber gerade der Umstand das das Wasser stark zugewachsen ist der häufigste Grund (was ich so höre) warum manche wieder abwandern.

  • Hallo Freunde!


    Ich darf ein altes Beispiel hinzufügen.


    Vor vielen Jahren wurden im Wallersee bei Salzburg Hechte eingesetzt.
    Nun ist der Wallerseehecht immer schon schlank gewesen und so hat man
    den dickeren Atterseehecht eingesetzt.


    Leider hat man die Laichgewohnheiten des Wallerseehechtes nicht berücksichtigt. Der W-Hecht laicht sehr früh in den Überschwemmungszonen
    des Frühjahrshochwassers im hinteren Schilfbereich.
    Mit dem Zurückgehen des Hochwassers werden die geschlüpften Junghechte in den See "gespült".
    Der Atterseehecht laicht ca 3 Wochen später und der Laich fällt meistens trocken. Man hat also immer wieder dicke Hechte gefangen, nur leider haben sich die nie vermehrt und als man den Besatz einstellte sind sie in den folgenden Jahren auch verschwunden.


    Man sollte sich genau überlegen was man macht und die örtlichen Gegebenheiten genau untersuchen. Attersee und Wallersee sind nicht so weit voneinander entfernt und doch hat es nicht funktioniert.


    tight lines
    RC

  • @ Ernst: ja die Ausrichtung der meisten Teiche dort ist eindeutig


    @ Gebhard: auch ein sehr interessanter Aspekt, der nicht ausser Acht gelassen werden darf



    Zitat

    Original von wurliwurm


    ... Interessanterweise ist aber gerade der Umstand das das Wasser stark zugewachsen ist der häufigste Grund (was ich so höre) warum manche wieder abwandern.



    und das kann ich gar nicht verstehen ... gerade als Spinnfischer ist so ein Altwasser wie unseres eine richtiges "ElDorado" ... ja es ist nicht einfach und eine Herausforderung aber genau das ist es was ich an dem Wasser so liebe ... es wird Jahre dauern bis ich für mich die richtigen Schlüsse aus den Gegebenheiten des Wassers gezogen habe und es raubfischmäßig "richtig lesen" kann 8) §!

    LG
    Reinhard


    "Wenn der Lebensraum ausreichend ist, dann wächst jedes Jahr zu, und wenn man das mäßig und bescheiden nutzen will, dann reicht das."


    Stefan Guttmann

  • @ Gebhard, sehr interessanter Aspekt, wie Hechte aus so nahe nebeneinanderliegenden Seen verschiedene Laichgewohnheiten haben. Ist der Attersee irgendwie kälter und irgendwie "alpiner", als der Wallersee ?


    Hallo Reinhard und Ernst !


    Ich befischte jahrelang noch ein anderes Wasser, welches gemeinsam mit dem Altwasser welches Ihr beide und meine Wenigkeit befischen. Damals war es mit gemeinsamer Karte befischbar. Im Gegensatz zum Altwasser war jenes eine Schottergrube. In den ersten Jahren sehr viele Zander, und als sie immer mehr verkrautete, verschwanden die Zander und es wurde ein traumhafter Hechtbestand.


    Allerdings wurde es sehr wenig befischt. Ich denke, wenn man ein wirklich gutes Hechtwasser mit Eigenproduktion haben will, sollte ähnlich wie bei sehr guten Salmonidengewässern sowohl die Anzahl der Angler als auch die Anzahl der Fischtage sehr beschränkt sein. Bei der Jungfrauenlacke scheinst Du da etwas Ideales gefunden zu haben, denn Du bist der einzige Räuber-Fischer und gehst auch nicht jeden Tag hin.

  • Grüß euch alle !


    Ich glaube, dass der Ernährungszustand der Hechte- neben anderen Faktoren- einfach vorrangig vom reichlichen oder begrenzten Vorhandensein von Futterfischen abhängig ist.


    Vor knapp 15 Jahren wurde ein 67 ha großer Teich in Tschechien-in dem ich fischen durfte- vollkommen abgefischt und dann mit schon ca. 2 kg schweren Karpfen besetzt und parallel dazu wurde eine Menge an Rotaugen und Rotfedern eingebracht.


    Hechte-und zwar nur so 20-30 cm Exemplare- kamen erst so im zweiten oder dritten Jahr dazu. Diese wuchsen aber auf Grund des umfangreichen Nahrungsangebotes sehr schnell ab und waren alle richtig gut genährt. Es gab Hechte in Fülle.


    Das ging aber nicht ewig so, denn die vielen Futterfische wurden nach zwei, drei Jahren deutlich weniger und auch die Hechte zwar größer aber auch weniger. Sie laichten auch erfolgreich ab, wie ich an einsömmerigen Hechterln beobachten konnte.


    Mehr und immer größer wurden aber die Brachsen, die schon richtige Deckel waren und daher für den Hecht keine ideale Beute.


    Der Teich ist eigentlich eher recht klar und ich habe an anderen sommertrüben Teichen sehr wohl die Erfahrung gemacht, dass die Hechte weniger gut genährt waren. Er ist halt doch auch vorrangig ein "Augenjäger".



    Ich fürchte fast, dass an vielen Gewässern die "Pflege" des Futterfischbestandes zu wenig beachtet wird und dann hängt da auch der Raubfischbestand etwas in der Luft.



    LG von grusteve (Stefan)

  • Ja ich stimme da vollkommen zu. Und ich würde sogar noch weiter gehn und sag, dass Besatz sowieso nur dann geschehen muss, wenn vorher irgendwas schiefgegangen ist, oder das Ökosystem ruiniert wurde. Und auch dann sollte das langfristige Ziel sein, durch Verbesserungen (Struktur, Entnahme, Befischungsdruck, Schwallbetrieb, Wellenschlag usw.) keinen Besatz mehr zu brauchen. Oder falls doch Besatz, dann nur mit Brütlingen.
    Auch sollte man bei einigen Gewässern der Realität ins Auge sehn. Zb. wird in einigen Seen der Hecht bekämpft und Seeforellen besetzt. Oder in Stauräume wird teurer Äschenbsatz eingabracht, weils halt vor dem Aufstauen ein super Äschenfluss war- in meinen Augen ein aussichtsloser Kampf und verschwendetes Geld.

  • Hallo Gerhard!


    Der Waller- und der Attersee unterscheiden sich durch die vorhandenen Schilfgebiete. Der Wallersee hat nach dem Neusiedlersee das größte zusammenhängende Schilfgebiet mit anschließenden flachen Wiesen.


    Das hat der Attersee nicht und das ist der gravierende Unterschied im Laichverhalten. Nur Hechte die früh laichen konnten sich auf Dauer erfolgreich vermehren und eine Population bilden.


    tight lines
    Gebhard