Schwaben Montage und Tackle

  • Ich habe mir erlaubt mit der Frage meines katalanischen Freundes hier ein neues Thema aufzumachen, damit das "alte Tackle" Thema nicht zu sehr ins OffTopic gleitet.


    Wie sieht Montage beim "Schwaben" aus.....und was brauch man dazu (welche Rute, Rolle- ist mir jetzt klar, Schnur, Vorfach, Köder)?


    Ich kann hier nur mein Setup darlegen. Bei mir kommt im Dezember, nachdem das Schwimmerfischen am See nicht mehr erfolgversprechend ist, die Centrepin auf meien Schwimmerrute.
    Die Centrepin ist eine Okuma Sheffield. Hab damals in englischen Foren gestöbert, weil ich nicht unbedingt 300€+ für eine sicher tolle Hardy ausgeben wollte. Die Sheffield kann man über Händler in UK meist für unter 200 € bekommen.


    Auf die Centrepin kommt eine ganz normale Mono. Ich nehm da irgendeine 20er Shimano, die ich bei irgendeiner Bestellung dazu bekommen hab.
    Und die Rolle muss nicht, wie anderen Rollen voll gemacht werden. Da reichen 30m völlig aus. Mehr als 10-15m entfernt siehst das rote Spitzerl vom Schwimmer eh nimma. Als Schwimmer nehme ich nur welche, die man mit Gummiband fixiert. Die haben den Vorteil, dass wenn man die Pin stoppt, sie im Gegensatz zu Laufschwimmern, nicht untertauchen.
    Ich nehm da nur Drennan Chubber und Avon Floats(beides vom Hiki) in verschiedenen Größen.
    Chubber wie der Name schon sagt (Chub = Aitel) sind für die Fischerei gemacht. Den Haken(10er) entweder direkt an die Schnur, oder falls mit dünnerem Vorfach, verknote ich den direkt auf das Vorfach.Bleischrot dran und fertig.


    Köder wie gesagt, bevorzugt Frühstücksfleisch in wirklich großen(mind. 2cm*2cm) Würfeln. Die Aitel hauen das ohne Problem weg
    und Hängen immer vorne oben in der Mitte, weil der Haken beim Anschlag durch das weiche Frühstücksflsich durchgeht. Das ist aber auch der Nachteil, denn spätestens nach jedem Anschlag muss man neu anködern.
    Aber auch Mais und Brotflocke gehen gut.


    Als Rute nehm ich einfach meine Schwimmerrute. Eine Byron Float irgendwas. Obwohl mich eine Avon schon reizen täte. Mal schauen.
    Vielleicht kommt so eine noch.


    Der Marchfeldkanal wäre wirklich prädestinert für so ein Vorhaben. Kommt einem englischen Fluss wie der Avon schon sehr nahe.


    Und miguelfue, wenn du dir so richtig Gusto drauf machen willst, dann zieh dir die Filme von Chris Yates (Passion for Angling) und Bernard Cribbins, Martin Bowler and Hugh Miles (Catching the Impossible) rein.
    Englishe Coarsefischerei vom Feinsten.


    greez Jan

  • Hallo Jan, danke für diese tolle Antwort.


    Du bist wirklich ein Spezialist für das Schwaben.


    Ich habe nur in meinem und Deinem Hauswasser die Erfahrung gemacht, dass durch die veränderten Tiefen das Schwimmerfischen oft eher hinderlich ist, weil man laufend "Steinbeisserln" hat.


    Mit "Steinbeisserl" meinten wir alten Fischer nicht den possierlichen kleinen Fisch aus der Familie der Cobitidae, sondern einfach wenn der SToppel stehen bleibt und untergeht, weil man Grundkontakt hat.


    Deshalb habe ich das "Schwaben" auch lieber in tieferen Flüssen ausgeführt, wie im "Kanäu". Dort ist der Vorteil, dass man einfach oben an der Spundmauer mit dem Zeugl "mitwandert".


    Marchfeldkanal stell ich mir interessant vor und auch vielleicht von der Fischfauna ein bissl vielseitiger als den Wienfluss, da kann auch mal ein hübscher Frauennerfling oder sowas "einsteigen".

  • Hehe. Steinbeisserl.. :D
    Bei meinem Lieblingsgumpen kenn ich die "Untiefen" schon und weiß wo der Schwimmer kurz untergehen wird. Ist aber nur eine Stelle.
    Genau im Marchfeldkanal soll ja der Frauennerfling wieder Fuß gefasst haben. Im Wienfluss geht dir eventuell noch eine Forelle dran, aber sonst gibts da keine Überraschung.


    greez

  • Zitat

    Original von ubik
    Hehe. Steinbeisserl.. :D
    Bei meinem Lieblingsgumpen kenn ich die "Untiefen" schon und weiß wo der Schwimmer kurz untergehen wird. Ist aber nur eine Stelle.
    Genau im Marchfeldkanal soll ja der Frauennerfling wieder Fuß gefasst haben. Im Wienfluss geht dir eventuell noch eine Forelle dran, aber sonst gibts da keine Überraschung.


    greez


    Hallo Jan. Freut mich dass Dir das "Steinbeisserl" gefällt ;).


    Wenn ich an meine Lieblingsstelle gehe, und zu weit vor fahren muss weil ich auf der Wiener Straße keinen Parkplatz finde, geh ich oft an der unteren Strecke von Eurem Teil vorbei. Ihr habt tatsächlich tieferes Wasser. Bei uns ist´s breiter und schmäler, das erhöht die "Steinbeisserln". Und an einer ziemlich schiachen Stelle wo vis a vis eine Betonmauer ist, war es früher tiefer, aber der Schwemmsand hat es viel seichter gemacht.
    Dadurch bin ich meistens nur mit leichter Grundmontage mit einem einzigen gröberen Schrotkörndl am Seitenzweig unterwegs und warte einfach, bis es in der Rutenspitze "rumpelt" :lach: oder wenn die Strömung ganz gering ist, häng ich ein Ringerl ein.


    Das mit den Forellen ja. Am 2. Weihnachtstag ist mir eine Küchenrebo eingestiegen.

  • Grias eich,


    ich hab das Schwabn seinerzeit auf der Donau erlernt. Das war zu einer Zeit, wo die Donau noch nicht aufgestaut war (Anfang der 80iger). Es ist ein spannendes abwechsungsreiches Fischen. Abhängig vom Wasserstand wechseln auch die Strömungsverhältnisse und somit variiert die Platzwahl. Ich habe damals wie heute mit einem fixen Schwimmer gefischt und immer ca. einen halben Meter Übertiefe eingestellt. Dadurch konnte das Vorfach schön über den Grund schleifen und gleichzeitig auch die Drift verzögern. Ich habe hauptsächlich Naturköder wie Maden oder Mistwurm verwendet, die Nasen liebten es ! Zur damaligen Zeit konnte man so Sternstunden beim Nasenfischen erleben. Leider ist die Nase mittlerweile ja fast ausgestorben und mittlerweile nur noch ein Ausnahmefang. Fürs Barbenfischen ist Käse ein Topköder, fürs Aitel das schon genannte Frühstücksfleisch (das fressen aber auch Karpfen sehr gern), als Geheimköder gilt aber auch die Hühnerleber, Aitel lieben sie !

  • Genau so habe ich das Fischen erlernt. In den 90er im Revier Floridsdorf, 330cm Rute mit leichter Rolle, 0,18er Mono ohne Vorfach sondern den Haken direkt auf die Hauptschnur, drüber eine Bleischrotkette und darüber eine Pose fixiert mit einem alten Fahradventilschlauch.


    Angefüttert wurde mit alten, eingeweichten Semmeln die zur Bällen geformt und mit Steinen gefüllt wurden.


    Als Köder diente Kunstbrot (Schwimmbrot), wenn ich Glück hatte holte mein Vater die gute Ware (irgendeine Französische Marke),die hielt länger am Haken.


    War immer wieder ein Erlebnis.


    LG

  • Ahh Danke Roberto. Ich hab ja leider keine Donaulizenz im Moment, aber das wäre schon mal interessant. Vielleicht auch einfach mal eine Tageskarte am Kanal, oder unterhalb von Freudenau. Und das mit der Hühnerleber ist ein guter Tipp, denn die hält sicher besser am Haken. Muss ich mal besorgen.

  • Berko : Ich hab auch in Floridsdorf gefischt, lustig. Die Anfüttermethode mit eingeweichten Semmeln, mit Semmelbrösel und Steinen zu Knödel verarbeitet, kommt mir bekannt vor. Ein ganz simples Prinzip, hat aber immer super funktioniert. §$

  • Jan, danke für jede Menge guter Infos!
    Werde mit Reinhard sicher im Frühjahr mal an den Wr . Neustädter Kanal fahren, dann werden wir deine Tipps sicher auch anwenden §!


    Ich habe es eine Zeitlang mit meinem Onkel inkl. der Pin praktiziert- doch waren wir meist nachts und einem Mini-Knicklicht an der Pose aktiv. Eine sehr interessante Fischerei §!

    LG, Ercan





    „Wissen ist eine der ganz wenigen Ressourcen, die sich vermehrt wenn man sie teilt."

  • Super Jan §!


    Danke für die detaillierten Infos rund um diese Fischerei ... mein derzeit dafür vorgesehenes Setup besteht aus meiner Greys Prodigy TXL Specimen 11 ft - 1,00 lb und einer Marco Cortesi MKII Centrepin


    die Rolle muss ich erst am Dachboden irgendwo unter dem ganzen Spinnfischerzeugs ausgraben ... bin schon neugierig was da noch alles zum Vorschein kommt :rolleyes:


    mit dieser Fischerei wird der für mich doch eher eintönige Wr. Neustädter Kanal hoffentlich einen ganz eigenen Charme bekommen §!


    @ Ercan: das machen wir in der raubfischfreien Zeit auf jeden Fall ... vorher schau ich beim Ernstl in der Lobau vorbei und hol mir die angebotenen "Notfalls-Modn" bei ihm ab, oder packe ihn gleich samt den Maden ein :lach:

    LG
    Reinhard


    "Wenn der Lebensraum ausreichend ist, dann wächst jedes Jahr zu, und wenn man das mäßig und bescheiden nutzen will, dann reicht das."


    Stefan Guttmann

  • Hallo Robert !


    Danke für den Rückblick über das Schwaben im Strom damals.


    Die Donau war in Wien damals zweifelsohne interessanter.


    Immer noch interessant müsste für diese Methode eigentlich der Donaukanal sein, wo ich einen großteil meiner Angeljugend verbracht hatte.


    Interessant müsste es aber doch auch unterhalb des Kraftwerkes Freudenau sein.


    Was ich nur nicht verstehe: Gibt´s heute weniger Angler als früher ? Als ich jung war, war dort wo die Fisch "g´rennt" sind, immer ein ganzer Trupp am "Schwabn" und wehe man hat seine Montasch mit der vom Vorder- oder Hintermann "vermangelt" ("kaunnst di glei ummi hau´n auf´s andere Ufer, G´schissana !" )


    Hallo Berko !


    Das mit dem Anfüttern mit Semmeln wo ein Stein drinnen war, nannten wir "STEIN IM SCHLAFROCK" :lach:. Bisserl Übung gehört dazu, denn als ich das erste mal einen "Stein im Schlafrock" warf, schoß der Stein raus bis in die Strommitte und der "Schlafrock", also diese doofe Semmel hatte sich gleich gelöst und fiel knapp vor meinen Füssen ins Wasser, sieht ur blöd aus, wenn die dann sich immer mehr aufweicht und wie ein "Laberl" runtertreibt, bis sie die Antn fressen :lach:


    Das französische Schwimmbrot was Du erwähntest, war wirklich extrem gut, es hieß Paine Chaillou. Wie man es richtig ausspricht, lernte ich erst, als mal ein französischer Fischer anwesend war, denn ich sagte immer Pein Tschai-Luu .
    Hab viel damit gefangen, waren so dünne Stangerln, wo man ein Würferl von abbricht. Hielt irre gut am Haken.


    Das adäquateste Winterbrot zum Angeln ist ein 1 Tag altes Fladenbrot vom Türken um´s Eck. Dieses leckere Brot, in was ich mich "eingraben könnt" ist nur frisch gut. Am nächsten Tag bekommt es eine etwas zähe Substanz, hält aber dann sehr gut am Haken, auch wenn man die leichte "Brassenflocke" damit macht.

  • Hallo Gerhard !


    Donaukanal und Donau in Wien sind mir persönlich mittlerweile zu urban geworden. Zum erfolgreichen Schwabn in der Donau brauchst Du halt auch Buhnen und die sind mittlerweile leider Mangelware. Im Raum Kritzendorf gibt es noch schöne Buhnen, dort hab ich aber noch nie gefischt. Das Schwabn auf Weiße hat in der Wachau auch eine alte Tradition. Früher soll es dort extrem gut gegangen sein, ob das heute noch gilt weiß ich nicht.

  • Hallo Lupus,


    Stein im Schlafrock ist super :lach:, muss ich mir merken. Trifft es wirklich gut.


    Die (russische) Highend Methode (im Sommer allerdings nur) war dann der 5kg Kartoffelsack gestopft mit Brot und Steinen zur beschwerung, als "Marker" diente eine 2L Cola Flasche oben angebunden. Einer musste sich nur noch bereit erklären raus zu schwimmen und das Ding richtig zu platzieren. Gefangen wurde wie verrückt manchmal mit dieser Methode §$


    Jaaa genau dieses Kunstbrot habe ich gemeint! Der Name ist mir nicht mehr eingefallen, wusste aber das es etwas französisches war da ich es damals (auch) nicht aussprechen konnte :D Aber an die rote Packung kann ich mich noch gut erinnern.


    Lg Berin

  • Hallo Robert !


    Ja, früher war Wachau ein Highlight auf Nasen. Wie es heute aussieht weiß ich auch nicht mehr.
    Ich fürchte auch, dass das leichte Friedfischangeln in großen Fließgewässern irgendwie an Medienwirksamkeit verloren hat.


    Heute wenn man Foren (nicht dieses ;) ) durchliest, findet man viele viele Seiten lang andauernde Threads "wie fang ich einen Donauzander" "Wie fang ich einen Donauwaller", mit begeisterten "Schneidermeldungen" (war heute wieder, war wieder nix ), sodass man sich das ganze dramaturgisch schon fast wie "Warten auf Godot" vorstellen kann :lach:.


    Da finde ich es belebend, hier mal wieder was über Weißfische zu lesen.


    Hallo Berko !


    Das mit der russischen Anfütterungsmethode, wenn ich DAS damals gewußt hätte......ich hätte es sicher gemacht, ich war damals noch nicht schwimm-mäßig so ein Hasenfuß wie heute, wo ich mich wie ein Entenküken scheu am Uferrand herumdruckse :lach:, sondern gab ordentlich was drauf und keine Radeltour am Treppelweg ohne mal Adamskostüm und rein in die Petroleumfluten und eine Runde Schwimmen. Pfo hat das gestunken, und manchmal auch ein bissl auf der Haut gebrannt, denn gesund war diese chemisch angereicherte Drecksbrühe sicher nicht, aber ich wollte den Mädels imponieren.


    Hätte ich stattdessen "den Fischen" imponiert und so angefüttert wie Du es beschreibst, könnte ich sicher mehr erzählen über Donau-Schwabn.......

  • Da ich ja aus der Wachauer Gegend komme muss ich dazu sagen, dass der Großteil den ich kenne auch eher auf Zander, Barsch und Wels unterwegs ist.


    Obwohl ich den Altarm der Donau bei St. Lorenz (vis a vis von Weissenkirchen) sehr interessant zum Schwaben finden würde. Vl werd ich mir hier eh mal eine Tageskarte lösen.
    Bin schon öfter mit dem kleinen Kanu durchgefahren durch diesen Seitenarm, gibt einige sehr interessante Stellen.

  • Da nicht alle die Lokaldialektausdrucksweise "Schwabn" kennen, möchte ich noch erklären, dass das eigentlich "Schwemmen", "Schwemmfischen", präziser ausgedrückt "Treibangeln" bedeutet.
    Es ist also eine aktivere Form des Stoppelfischens, wo der Köder samt Montage mit der Strömung "auf Reise geschickt" wird.

  • Dank dieses Themas weiß ich nun, was eine Centrepin ist. §! Natürlich stellt sich mit dem Wissen auch sofort der "haben wollen effekt" ein. :rolleyes:
    Ich betreibe das Schwaben gerne auch mit der Bolognese. Nennt man es dann auch noch schwaben? :tongue:


    LG