Ins Allah - Fliegenfischen im Irak

  • Salam Aleikum!


    Nachdem vor kurzem der Iran die Stadt Erbil im Iraq mit Drohen angegriffen hat, habe ich einem Freund dort nach seinem Wohlbefinden gefragt und einen baldigen Besuch angekündigt. Er hat das mit den Worten Ins Allah beantwortet. Ich bin nicht unbedingt ein gottesgläubiger Mensch, doch dieser Ausdruck gefällt mir und heißt übersetzt „So Gott will“ und ist ein sehr geläufiger Ausdruck im arabischen Raum.

    Als ich vor 2 Jahren die Anfrage bekam für einen kleineren Auftrag in den Irak zu fliegen habe ich doch einige Bedenkzeit gebraucht um mich um die Sicherheitslage genau zu erkundigen. Der Irak war ein Land dass niemals auf meiner Liste stand und seit meiner Kindheit immer im Krisen bzw. Kriegsmodus war – doch meine Recherchen haben dann doch ergeben dass so ein Trip unter bestimmten Voraussetzungen eigentlich sehr sicher ist.


    Letzten Sommer war es soweit und es ging nach Kurdistan in die Berge im Nordirak – zu dieser Zeit fand jedoch eine Spezialoperation der Tuerken gegen die PKK statt und so konnte es in den Nächten dann doch mal recht laut knallen, da hofft man dann doch dass die Präzisionswaffen auch so präzise sind wie immer beschrieben. Eines Abends schlug eine Rakete ein paar hundert Meter vom Camp ein und der Alarm wurde ausgelöst und so begab ich mich Richtung Bunkeranlage – der Alarm war aber schon am Weg dorthin wieder aufgehoben und ich dürfte doch etwas überfordert mit der Situation gewirkt haben und so hat mich Mohammad geschnappt und gesagt: „Keine Sorge, da ist schon alles wieder vorbei, aber komm mit in unsern Container auf einen Tee und eine Partie Domino. So lernte ich diesen Abend, dass Domino nicht nur ein Kinderspiel ist sondern auch mit einer Begeisterung wie Bauernschnapsen gespielt werden kann. Es hat dann auch dazu beigetragen meine Anspannung etwas zu lösen.



    Da wir dort in einem Camp einer amerikanischen Firma untergebracht waren, war mit sightseeing usw. nichts und hatte eher was mit Gefängnis Character. ABER einmal als eines unserer Geräte zu Bruch ging konnte ich unter leisen Protest mit Mohammad ins nahe gelegene Dohuk fahren. Die Gegend ist geprägt von länglichen Karstbergen und wie man weiß gibt es in jedem Karstgebirge klarste Quellflüsse, die ich unbedingt sehen wollte – wenn auch nur aus dem Auto.

    Ich hoffe inständig, dass es einmal möglich sein wird in diesem Gebiet den kleinen Flüssen in Sicherheit entlangzuwandern und vllt. die ein oder andere Forelle zu spotten und gegeben falls zu fangen. Ja dafür spreche ich auch mal ein kleines Gebet, wenn ich an meine Zeit dort zurückdenke. Somit Ins Allah – So Gott es will werde ich dort einmal fischen.


    Nun ein paar bebilderte Eindrücke


    Meine Wohnhausanlage in Erbil fuer die erste Nacht - nicht unbedingt was man erwartet wenn man an den Irak denkt


    Ein kleiner Spaziergang in der Umgebung bei 46 Grad


    Mit einem Security Team geht es in die Berge - also wenn man 2 weisse Toyoto Land Cruiser hintereinander sieht weiss man dass es sich um einen Auslaender handeln muss. Am Dach wurden orange Planen montiert um Drohnen zu signalisieren, bitte nicht angreifen - beide SIcherheitskonzepte erschliessen sich mir nicht.


    Ein kleiner Wasserfall



    An den Baumreihen kann man gut den Wasserlauf erkennen.


    Es gibt einige solche Wasserstellen die fuer Touristen aus dem Sueden gedacht sind aber wegen der Spezialoperation nicht sehr frequentiert.


    In Dohuk wurde ich zu einem Abendessen eingeladen


    Nach 3(!) Suppen als Vorspeise kam dann auch das Kebap


    Ach wie gerne haette ich hier eine Rast gemacht, aber durfte nicht


    Hier ein ausgetrockneter Wasserlauf der nur nach der Schneschmelze im Fruehjahr Wasser fuehren duerfte


    Bereits ausserhalb der Berge am Weg retour nach Erbil ein grosser Wasserlauf - zu gerne haette ich den Tigris besucht, aber lag nicht auf unserer Route


    und schon war mein Trip wieder vorbei, aber

    nach einer Woche Abstinenz fand ich dieses unscheinbare aber recht grosse Pub


    und liess die Reise mit 3 Kronbacher und einem Packerl Tschick fuer 28US Dollar ausklingen


    So jetzt geb ich mit meinen fischlosen aber zumindest wasserreichen Berichten eine Ruhe. Im Fruehjahr geh ich dann Karpfenfischen und kann Euch dann mit einem echten Fangbericht begluecken, versprochen :O


    Wa aleikum assalam

    Gerald

  • Servus Gerald,


    was für ein cooler Reisebericht von dir ... schon dienstlich ein nicht alltägliches Ziel und noch viel weniger hätte ich den Irak mit (Fliegen)Fischen in Verbindung gebracht


    ist schon echt toll wo es dich immer beruflich hin verschlägt ... nicht umsonst trägst du auch den Titel "Weltenbummler" ... ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du es mal schaffst dort die klaren Karstbäche zu befischen !!


    Ins Allah !! :thumbup:


    d-;



    LG
    Reinhard


    "Wenn der Lebensraum ausreichend ist, dann wächst jedes Jahr zu, und wenn man das mäßig und bescheiden nutzen will, dann reicht das."


    Stefan Guttmann

  • Wieder ein ungemein interessanter Bericht - und mit super Fotos gewürzt.

    So jetzt geb ich mit meinen fischlosen aber zumindest wasserreichen Berichten eine Ruhe.

    Gerald

    Das brauchst du nicht ! -und für mich sind solche Berichte ein willkommener Anstoß, sich wieder ein bisschen mit dem Land zu beschäftigen. Wenigstens im "Hölzel Weltatlas" aus 1995- ja man sieht da manches besser als beim Herrn Google, schaut der Irak teilweise wirklich sehr wasserreich und auch grün aus, mit den zwei Strömen und auch mehreren gewaltig großen Seen.

    Nur fiachten tat ich mich dort wahrscheinlich schon und nur bedingt aufs Fischen konzentrieren.

    LG Stefan

  • Hallo!


    Freut mich wenn Euch der Beitrag gefaellt und wenn ich solche Berichte schreibe ist es ein wenig auch eine Aufarbeitung des Erlebeten (auch wenn es immer nur ein kleiner Auszug ist, denn die meiste Zeit geht es ja um die Arbeit - aber das sind auch fuer mich jedesmal Highlights, die das Leben etwas aufregender machen).

    Auch wenn ich immer anmerke dass ich dort gerne einmal fischen wuerde muss ich gestehen dass es an meinem inneren Schweinehund liegt dass meine Angelausruestung verstaubt - mit gelegentlichen Ausnahmen. Am liebsten sitz ich eben mit einem Bier in der Hand am Ufer von einem Bacherl, Fluss oder See und starre fuer Stunden aufs Wasser. In diesem besonderen Fall wuensch ich mir fuer die Einheimischen wieder ein Leben ohne Krieg/Bomben und sonstiger Konflikte und das sehr bald, denn egal wo es mich in der Welt hin verschlaegt ist die Klimaveraenderung ein Thema und dies meist mit schlimmeren Auswirkungen als wir sie hier zu Lande kennen und so fuerchte ich dass vieles so bald nicht mehr vorhanden sein wird.


    Mit den grossen Fluessen im Irak, dem Euphrat und Tigris, geht es bergab. Ein Jammer

    Wassermangel wegen Klimakrise: Der Irak trocknet aus - ZDFheute


    lg

    Gerald

  • Ja bist du narrisch....wo Du dich überall rumtreibst. Du hast es mir ja erzählt voriges Jahr, dass du überall auf der Welt bist...aber Irak....bumm. Die Wohngebäude....hätte ich auch nicht erwartet. Schöne Gegend eigentlich....mit Fliegenfischen hätte ich dort auch nicht gerechnet.

    Danke für dies äe tolle Reise. Bin wirklich erstaunt und Happy über Deine Berichte. Und wo Du überall Bier trinkst §!

  • Vielen Dank fürs Teilhaben lassen an dieser Reise, schätze diese kleinen Einblicke ins echte Leben sehr!

    Vor einigen Jahren war ich auch noch im Projektgeschäft tätig, was mit vielen Reisen verbunden war.

    Nicht immer einfache Gegenden, aber immer spannend, besonders der direkte Austausch mit der regionalen Arbeiterklasse.

    Kommunikation war oft auch nur mit Händen und Füßen möglich, aber wenn man nach der Arbeit rund um eine Feuertonne oder so

    zusammengesessen oder -gestanden hat, hat man sich schon verstanden.

    Oft kam mir auch der Gedanke, da oder dort mal fischen zu gehen, ging sich aber eh nie aus und

    die flugtaugliche Kleinausrüstung wurde bald schon garnicht mehr mitgenommen.


    Solche Berichte sprechen mich vielleicht auch gerade deswegen unheimlich an.

    Besten dank nochmal!


    Schönen Gruß

  • ..und wenn man das alles liest und die traurigen Bilder dazu sieht, da wird man selber traurig und deprimiert.

    LG Stefan

    Da hast Du leider vielzusehr recht, aber jammern nutzt auch nix. Aendern kann man die Dinge leider auch nicht, egal wie man es dreht und wendet - zumindest ist das meine Schlussfolgerung.


    Karpfenfischen im Irak müsste super gehen. Im Tigris sind schöne Wildkarpfen glaube ich.

    Und wer weiß, vielleicht gibt es sie wirklich die Forellen dort.

    Bin halt leider nie zum echten Karpfenfischer mutiert, da sind mir die getupften Fisch lieber - habe Fangbericht von Forellen auf der gegenueberliegenden Seite in der Tuerkei gefunden, also bin ich mir mit den Forellen sehr sicher, dass es sie dort gibt.

    Puh, du bist jetzt schon einer der Anwärter - wenn nicht DER Anwärter - für die coolsten Berichte hier. Matcht dich mit dem Inspector Gadget Rene_F darum!

    Chapeau - sehr geil!

    Der Rene gewinnt schon allein deswegen weil er uns jeden morgen mit wunderbaren Fangfotos von leicht bekleideten Damen praesentiert. Also nehm ich mich aus dem Wettbwerb. Freut mich auf alle Faelle das es Dir gefaellt und freue mich ueber Eure Antworten und so sehe ich dann auch dass ich das dann doch auch oefter tun sollte und nicht nur ein zweimal im Jahr einen Schreibanfall zu bekommen. Ich gelobe Besserung.

    Hallo Julius!

    Du beschreibts das ganz wunderbar wie das laeuft. Da ich frueher noch viel mehr unterwegs war und das groesstenteils mit mehreren Fluegen pro Woche, weiss ich es aber jetzt umsomehr zu schaetzen wenn ich fuer einen Job einen laengeren Zeitraum vor Ort bin und probiere nun umso mehr mich auf die Gegebenheiten einzulassen. Gluecklicherweise ist mein neuer Chef auch etwas grosszuegiger wie ich meine Zeit einteile. 8)


    lg

    Gerald

  • Da hast Du leider vielzusehr recht, aber jammern nutzt auch nix. Aendern kann man die Dinge leider auch nicht, egal wie man es dreht und wendet - zumindest ist das meine Schlussfolgerung.

    Na ja, jammern allein nutzt sicher nix und gegen die immer ärgere Wasserknappheit dort kann der einzelne auch nichts machen !

    Aber wenn halt wir "reichen" Erdenbürger das Portemonnaie etwas mehr öffnen würden, dann kann man im Einzelfall schon etwas ausrichten- mit einem neu gegrabenen Brunnen, mit einem Sonnenofen, und, und ,und,..

    Ist halt meine Schlussfolgerung.

    LG Stefan

  • Hallo Stefan!

    Das Thema ist leider sehr komplex und wahrscheinlich viel zu Umfangreich um das hier zu diskutieren - ich kann auch nur meine subjektive Meinung dazu kundtun und da denke ich dass uns die Medien Dinge zeigen die unsere Sterotypen bedienen und nicht Fakten bezogen sind. Ich kann dazu ein gutes Buch empfehlen: Factfulness von Hans Rosling - Buch | Thalia


    Ich bastle gerade an einem Bericht ueber Ghana herum - da kann ich vllt. ein wenig auf das Thema eingehen.


    lg

    Gerald

  • Ich bastle gerade an einem Bericht ueber Ghana herum - da kann ich vllt. ein wenig auf das Thema eingehen.

    Gerald, da freu ich mich schon wirklich drauf !

    Ja und ich will gar nicht irgendwelche "klugen" Ratschläge erteilen aber wenn beispielsweise wie gerade gestern ein Schreiben kommt, wo gezeigt wird , dass eine Familie im fernen Afrika einen Ofen bekommen hat und nun bedeutend weniger Holz braucht, dann freut mich das . Das ist dann Hilfe im Kleinen und wenn das eben tausendfach geschieht, dann ist es nimmer klein.

    LG Stefan

  • Hallo Stefan!

    Afrika ist ja nicht gerade klein, weisst Du wo dort Oefen benoetigt werden? Zum Heizen oder zum Kochen?


    Generell gesagt seh ich Geld am Besten in Bildung, der Entwicklung eines Malariaimpfstoff und HIV Medikamente investiert.


    Damit es nicht zu ernst bleibt ein kleines VIdeo aus einem Satireprojekt - der Sterotyp von Norwegen aus der Sicht eines Afrikaners.

  • Hallo Stefan!

    Afrika ist ja nicht gerade klein, weisst Du wo dort Oefen benoetigt werden? Zum Heizen oder zum Kochen?

    Ja natürlich eher zum Kochen, denn das geschieht ja oft in der Hütte ohne irgendwelchen Abzug.

    das erinnert mich an das Fest des Huhnes §!



    Dass ihr Jungen den Film noch kennts ! Super !b-;

    Mich hat es damals fast zerrissen vor Gaudi !


    Generell gesagt seh ich Geld am Besten in Bildung, der Entwicklung eines Malariaimpfstoff und HIV Medikamente investiert.

    Stimmt vollkommen !

    LG

  • Hallo Gerald. Fangbericht von Forellen aus TR muss auch interessant sein, und logo, wenn es dort Forellen gibt, wird´s im Irak auch welche geben. Nun, ich liebe auch die getupften, aber bei mir gehören auch die "Gööbn" unbedingt dazu, und ich weiß nur, dass ich aus einer Reportage über den Irak mal viele schöne Karpfen in den Netzen der Fischer sah.

    Das Witzigste, was ich im Zusammenhang mit dem Irak jemals hörte, war auch zu Beginn von diesen Kriegen in den 90er Jahren ein kurzes Interview mit einem Iraker, der so richtig wie ein so finsterer Kämpfer aussah, mit diesem weißen Tuch um den Kopf und mit Bart und der kritisierte, dass sich Europa und USA immer einmischen wollten, und dieser Iraker scheint irgendwann mal im Schwabenland studiert zu haben, denn im Gegensatz zu seinem Aussehen sprach er so einen gemütlich gurrenden Schwabendialekt und wegen der USA-Europa-Einmischung sagte er zum Reporter in die Kamera : "wir wolle ´ ´halt auch ä bisselä unsere eigene Sache mache´.."