xn--angelbrder-geb.at/index.php?attachment/8221/Ich schau ja eigentlich fast jeden Tag hier ins Forum aber „fischereitechnisch“ kann ich recht wenig beisteuern, denn vom Fliegenfischen versteh ich rein gar nichts und mein „Täckl“ ist auch eher etwas vorsintflutlich. Und um doch auch „etwas beizutragen“ druck ich euch heut wieder einmal ein Gschichterl „von früher“ mit einem gewissen Bezug zur Fischerei und hoffe auf eine wohlwollende Annahme.
Es waren die frühen 1960-er Jahre und ich ein Bürscherl mit 15, 16 Jahren. Schon lange hatte ich mich wieder auf die Sommerferien gefreut und nun waren sie schon eine Zeitlang da. Es war, als ob wieder ein völlig neues Zeitalter angebrochen wäre, so unbeschwert und leicht.
Nicht wenig Zeit verbrachte ich nun wieder am Hof des Onkels und half bei der Ernte. Das Stampfen der Strohpresse, die hohen schwankenden Strohfuhren, wo man beim Fahren recht aufpassen musste, dass man nicht „umschmiss“, das tagelange Ackern mit dem Traktor, dies waren Erlebnisse, die ich nicht missen möchte. Und ein bisserl ein „Gerstl“ brachte es mir ja auch ein.
Aber das war alles nichts gegen das Fischen dann im Übermaß hier an der Donau bei Enns. Meist ging ich ja mit meinen Freunden aber ich saß auch öfters ganz allein irgendwo hier in der Au am sogenannten Mitterwasser, einem rinnenden, sehr schönen Altarm.
So war es auch an einem sonnigen Tag, ich war mit der Zille auf die andere Seite gefahren und „stoppelte“ vergnügt und nicht ohne Erfolg. Ein paar schöne Berschtlinge und prächtige Rotaugen gingen eigentlich immer. Und wenn man die Daubel nebenbei mit einem gewissen Abstand einsetzte und hie und da hob, da konnten auch manchmal ein schöner Seider oder auch mehrere Näslinge „aufsitzen“.
Und da kam dann plötzlich von oben eine Zille mit zwei Burschen daher - und ich wusste sofort, wer das war.
Einige Kilometer oberhalb unseres Dörfls gab es nämlich einen Bauernhof, den die „Justiz“ betrieb und hier Straftäter, die nur kleinere Freiheitsstrafen ausgefasst hatten, untergebracht hatte. Wenn mein Onkel aus Deutschland und ich hier im Bach fischten - wohlweislich auf der anderen Seite - da sah man sie beim Heuen und manche kamen auch gleich zum Bach und heischten um Zigaretten. Alle hatten so eine Art helles Arbeitsgewand an, khakifarben und unverkennbar.
Ja und die zwei unverkennbar Gewandeten legten auch gleich bei mir an - mir rutschte das Herz etwas tiefer - grüßten recht freundlich und erkundigten sich, wie der Weg da weiter ginge. Ich gab Auskunft und sie fragten mich dann, ob ich etwas zum Essen und Trinken hätte, sie wären recht hungrig und durstig. Meine Jause hatte ich selbst schon verputzt aber mit etwas Ribiselsaft konnte ich aushelfen. Und dann „stachen sie wieder in See“ - zu meiner großen Erleichterung und ohne mir ein Haar zu krümmen, es waren eigentlich recht harmlose Gesellen gewesen. Man sah sofort, dass das keine Zillenfahrer waren, denn das Ziehen des Ruders an der Zillenwand entlang und das gefühlvolle „Aufreiben“ beherrschten sie nicht einmal annäherungsweise. Der vordere „Gondoliere“ ruderte eigentlich hauptsächlich nur quer, um den stetigen Linksdrall des Hintermannes auszugleichen. Da aber das Mitterwasser hier eigentlich ein breiterer Bach mit einer gewissen Fließgeschwindigkeit war, entschwanden sie mir bald aus den Augen.
Und plötzlich hasteten dann da zwei keuchende und schwitzende Jäger in voller Montur heran und fragten mich nach einer Zille mit Insassen, was ich bejahte. „Die Luada ham die Zülln nämlich gfladert“ und weiter ging es mit den beiden Nimroden.
Mir aber war der Fischertag auch recht verdorben worden und ich packte umgehend zusammen.
Zwei, drei Tage später las ich dann schon in der Zeitung: „Flüchtige Sträflinge mit vorgehaltener Waffe gestellt“ oder so ähnlich. Die zwei Burschen hatten nämlich einige hundert Meter abwärts wieder eine Pause eingelegt und waren daher leicht eingesammelt.
Ob sich der Bootsausflug wirklich ausgezahlt hat? Ein bisserl ein zusätzliches „Schmalz“ werden sie wohl ausgefasst haben, ein kleiner „Gefängnisausbruch“ - nicht ganz so dramatisch wie in Alcatraz , wo gerade im Jahr 1962 die Anglin Brüder und ihr Kumpan Morris auf Nimmerwiedersehen verschwunden waren -meine Protagonisten sind vermutlich aber nur einfach davonspaziert. Und eine milde Art von „Flusspiraterie mit Schiffskaperung“ gab es hier ja auch noch.
Die an mir verübte „Ängstigung eines Minderjährigen“ kam allerdings überhaupt nie zur Sprache. Mein recht pragmatischer Vater meinte nur: „Wos fahrst denn a ganz allein immer da in der Wildnis umadum! Recht gschiacht da !“
Ich bin übrigens dann lange Zeit nie allein dort herumgekrebst, ein bisserl war mir die Sache schon in die Knochen gefahren.
Ja und heute wäre das alles gar nicht mehr möglich, das Mitterwasser ist mittlerweile so verwachsen und teilweise verlandet, dass ein freies Bootsfahren gar nicht möglich ist und die beiden Jäger müssten sich auch durch dichteste Wildnis durchkämpfen, es gibt eigentlich keine Wege und Pfaderl mehr und nur im Winter kann man da etwas vordringen. Für eine „Pflege“ hat heute einfach niemand mehr Zeit und die Natur hat sich alles zurückgeholt - wie man so schön sagt.
Aber so schlecht ist das auch wieder nicht.
LG Stefan