Servus liebe Freunde!
Ich habe ja versprochen, dass meine Abwesenheit auch teilweise mit Dingen zu tun hat, die ich Euch dann berichten kann. Das ist mal ein erster Schritt. Ich sitze gerade am Flughafen in Frankfurt und warte auf meinen letzten Flug nach Hause, nach Linz. Nachdem meinen ersten Versuch, Euch zu berichten, die schlechte WiFi Verbindung zunichte gemacht hat, darf ich mich nun doch kürzer halten.
Es war ein traumhaftes Geschenk, das ich mir selbst zu meinem kommenden 40er mit Duldung meiner lieben Frau gemacht habe. Zwei Wochen USA! Natürlich war fischen einer der wichtigsten Punkte dieses Urlaubs. Und wenn in einem Punkt die Tatsache stimmt, dass die USA das Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind, dann ist das das Fliegenfischen im Norden. Auch wenn den USA immer vorgeworfen wird, die Inkarnation der hässlichen Fratze des Kapitalismus zu sein, trifft das in vielen Bereichen nicht zu. Vor allem beim Fischen nicht, weil nahezu ausnahmslos alle Fließgewässer öffentlich zugänglich sind. Und das zu Preisen, von denen wir im Sozialstaat Österreich nur träumen können. Die teuerste Tageskarte, die wir erworben hatten, gibt der Bundesstaat Montana aus und sie kostet $ 25,00. Für den ganzen Staat wohlgemerkt, der so groß wie Deutschland ist. Idaho und Wyoming verlangen $ 15,00 bzw. $ 14,00...
Ein weiterer Unterschied zu unseren Breiten ist das Verständnis zu Nationalparks. Der Yellowstone National Park ist übertitelt: „For the Benefit and Enjoyment of the People“. Da ist keine Rede vom Aussperren der Leute, sondern es ist ein wichtiger Teil, dass die Menschen sich für den Park interessieren. Daher ist auch das Fischen in nahezu allen Teilen des Parks erlaubt. Ausnahmen haben nachvollziehbare Gründe (zum Beispiel Laichgebiete) und sind in vielen Bereichen zeitlich begrenzt.
Generell lässt sich aus meinen ersten Zeilen wohl schon schließen, dass ich das Land liebe, seit ich das erste Mal mit 18 Jahren dort war. Ich habe erlebt, dass viele Vorurteile der Europäer gegenüber den USA aus Unkenntnis und moralisierender Überheblichkeit entspringen. Es sind eben Vorurteile. Ich habe die Menschen dieses Landes immer als sehr freundlich, interessiert und begeistert erlebt. Insbesondere wenn wir erzählt haben, dass wir aus Europa kommen, um in diesem schönen Land fliegen zu fischen, war die Begeisterung sicher nicht gespielt, sondern es war ehrlicher Stolz, dass das eigene Land Freunde und Anerkennung im fernen Europa findet.
Vor zwei Wochen sind mein Freund Andi und ich also nach Seattle geflogen und haben dort auch ur-amerikanisches genossen - wir haben ein Footballspiel besucht und uns langsam akklimatisiert. Danach sind wir in die Nähe von Craig, nach Montana, an den Missouri River gefahren, um dort zu fischen. Ich kann mich nur wiederholen, dass es ein Traum war. Die Weite des Landes lässt es zu, dass die Flüsse nicht in ein schmales Korsett gedrängt wurden und damit erahnen, wie unsere Mur oder Enns früher gewesen sein müssen. Einfach nur geil! Da wären auch ein paar Säger oder Otter nicht ins Gewicht gefallen, wenn ähnliche Zustände unseren Fischen noch ausreichend Raum zu Reproduktion und Retention geboten hätten.
Wir haben am Missouri zwei Tage Guiding genossen, da dieser Fluss aufgrund seiner Dimensionen ohne Driftboot nicht sinnvoll zu befischen ist. Unser Guide Jared war ein cooler Kerl, mit dem wir uns von Anfang an bestens verstanden haben. Wir haben die Tage genossen und das doch recht erhebliche Salair schien uns letztlich gerechtfertigt.
Danach sind wir nach Billings gefahren, um das Battlefield am Little Bighorn zu besichtigen, wo die Indianer ihre einzige Schlacht gegen die U.S. Army unter General Custer gewonnen haben. Auch hier möchte ich berichten, dass das Denkmal für die gefallenen Indianer in der Amtszeit des letzten Feindbilds der europäischen Linken und auf dessen Wunsch errichtet wurde: George W. Bush – bis Trump das Mensch gewordene Feindbild aller präpotenten Europäer. Weder davor (Clinton) noch danach (Obama) ist ein Präsident an diesem Denkmal erschienen. Diese Gedenkstätte zeigt jedenfalls sehr dramatisch das Ringen einer Nation um ihr Selbstverständnis und das Finden einer Gemeinsamkeit zwischen den Ureinwohnern und den Siedlern.
Danach sind wir in den Yellowstone National Park gefahren und haben dort den Lamar River, den Yellowstone und ein bisschen den Gibbon River befischt. Es waren wunderbare Tage, die leider von der traurigen Nachricht, dass ein naher Verwandter meines Freundes Andi verstorben ist, getrübt wurde. Aus diesem Grund ist Andi auch früher als geplant abgereist, um an dem Begräbnis teilzunehmen.
Daher war ich einen Tag alleine mit einem Guide am Henry’s Fork unterwegs und kann nur sagen, dass die Beschreibung als „technical“ einen Euphemismus bedeutet. Der Fluss ist einfach sauschwer zu befischen. Mit der Trockenen hat man einen Wurf, der nicht halbwegs passen muss, sondern nahezu perfekt sein sollte. Mit der Nymphe ist es nicht viel anders, aber weniger fein. Man muss runter und darf die reine Lehre des Fliegenfischens nicht zum Gebot erheben.
Nach unserem Aufenthalt im Park musste ich leider meinen Freund nach Salt Lake City fahren, damit er rechtzeitig nach Hause kommt. Von dort bin ich wieder nach Jackson, Wyoming, gefahren, um noch einen Tag zu fischen. Auch dort war es wirklich einfach geil! Man weiß nicht genau, wo man zuerst fischen soll, weil es so viele Möglichkeiten gibt. Ich habe einen nicht so überlaufenen Fluss gefunden, der auch ohne Guide und detaillierte Ortskenntnis eine spannende Fischerei geboten hat, die auch halbwegs erfolgreich war.
Nach einer weitere Gewaltfahrt über 9 Stunden, bin ich dann gestern in Denver angekommen und heute weiter nach Frankfurt geflogen. Jetzt sitze ich nach dieser traumhaften Zeit hier am Flughafen und möchte Euch als erste teilhaben lassen. Leider kann ich Euch noch keine Fotos bieten, da die noch auf der Spiegelreflexkamera sind und auf ihre Bearbeitung warten. Vielleicht darf ich Euch später auch auf Links zu meinem Blog dazu verweisen, weil ich die Uploads nicht mehrfach machen möchte. Ich hoffe, dass die Forumsrichtlinien das zulassen...
Ich kann jedenfalls sagen, dass ich mit einer tief empfundenen Freude und Gelassenheit aus diesem Urlaub zurückgekommen bin und jedem empfehlen kann, das auch einmal zu machen. Die Mischung aus Wildnis und dennoch zivilisiertem Leben in kleinen Orten ist unschlagbar. Wenn man sich Mühe gibt, kann man eine solche Reise auch halbwegs günstig planen und durchführen. Es gibt zum Beispiel tolle Campingplätze, die für wenig Geld alles bieten.
Jetzt ist es doch wieder mehr geworden, als geplant, aber ich hoffe, dass es nicht vergebens geschrieben wurde.
Alles Liebe und Petri Heil für den Indian Summer bei uns
Hans